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Krise im Wald
Der Wald ist unser wichtigster Klimaschützer. Im Kampf gegen den aktuellen, in wesentlichen Teilen durch den Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid verursachten, Klimawandel ist der Wald eines der wichtigsten Instrumente und gleichzeitig durch die Massivität des Auftretens von Witterungsextremen in den letzten Jahren auch ein Hauptgeschädigter.
Die Waldschäden durch Dürre, Stürme und extreme Borkenkäferkalamitäten der Jahre 2018 bis 2022 stellen das bisher größte forstliche Schadensereignis dar. Rund 500.000 ha Fläche müssen in Deutschland wiederbewaldet werden. Der Schadholzanfall allein in den Jahren 2018 bis 2020 belief sich auf über 170 Millionen Festmeter. Dies entspricht mehr als dem doppelten der Menge des üblicherweise jährlich verwendeten Holzes in Deutschland.
Naturschutz, Biodiversität und Waldbewirtschaftung - Kein Gegensatz
Die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Schleswig-Holstein setzen sich für ihren Wald ein und pflegen und bewirtschaften diesen nach dem Prinzip „Schützen durch Nutzen“. Denn der Schutz und die Erhaltung des Waldes kosten auch Geld. Bewirtschaftete Wälder stehen in der Biodiversität unbewirtschafteter Wälder in nichts nach. Vielmehr ist die mit der nachhaltigen Nutzung und Entwicklung befasste Forstwirtschaft die naturnaheste Landnutzungsart und der Wald der Lebensraum die besten Biodiversitätswerte in Deutschland.
Unser heimischer Wald weist eine enorme biologische Vielfalt und als auf. Der Wald beheimatet beispielsweise insgesamt fast 2900 Waldpflanzenarten, davon 1216 Gefäßpflanzenarten, 1002 Flechtenarten und 674 Moosarten (Quelle BFN 2011/FNR 2019). Das ist einzigartig. Diese enorme biologische Vielfalt ist der Verdienst der verantwortungsvollen Bewirtschaftung und Erhaltung der Wälder durch die Waldbesitzer in den vergangenen Generationen.
Der Wald in Deutschland ist heute schon einer der Wirtschafts- und Naturräume mit der höchsten Schutz- und Regelungsdichte. Diese ergibt sich aus europarechtlichem Natur- und Artenschutzrecht (z.B. NATURA 2000), der Geltung von nationalen Gesetzen (Bundesnaturschutzgesetz, Bundeswaldgesetz) und entsprechenden Ländergesetzlichen Regelungen. Hinzu kommen zahllose untergesetzliche Regelungen, u.a. durch eine dichte Schutzgebietskulisse mit Europäischen FFH- und Vogelschutzgebieten, Nationalparks, Biosphärenreservaten, sowie einem bundesweiten Netz von Natur- und Landschaftsschutzgebieten vor allem im Wald.
Die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer in Deutschland arbeiten schon seit Jahrzehnten für den Waldumbau zu immer klimagerechteren, vielfältigeren und widerstandsfähigeren Wäldern. Schleswig-Holstein ist schon heute das Bundesland mit dem zweithöchsten Laubwaldanteil. Der Laubwaldanteil beträgt 65 %. der Nadelbaumanteil weniger als 35 % und geht weiter zurück.
Das alles kann der Wald
Klimaschutzleistungen von Wald und Holz
Durch den Prozess der Photosynthese vermögen die grünen Pflanzen des Waldes das „klimaschädliche“ Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre zu entziehen und in Biomasse, vor allem in Holzsubstanz, einzulagern. Damit ist der Wald ist die größte und einzig wirkungsvolle CO2-Senke in Deutschland. Die jährlichen Speicherleistung im Holzzuwachs liegt bei rund 58 Millionen Tonnen CO2/Jahr.
Daneben liegt die besondere Leistung darin, dass durch den Einsatz von Holz und Holzprodukten erhebliche CO2-Emissionen erspart bzw. ersetzt (substituiert) werden. Durch die stoffliche Substitution mit dem Einsatz von Holz als Werk- und Baustoff werden etliche Millionen Tonnen CO2-Emission pro Jahr eingespart. Durch die energetische Verwertung von Holz, Restholz und Altholz werden andere vorwiegend fossile Brennstoffe mit einer CO2-Emission von 36 Millionen Tonnen / Jahr nicht in Anspruch genommen. Weiter bleiben rund 3 Millionen Tonnen CO2 in Holz als Produktspeicher in Form von Möbeln, Gebäuden, Holzprodukten etc. gebunden. Diese Senkefunktion kann noch stark ausgeweitet und verlängert werden, wenn die langfristige Verwendung des Roh- und Baustoffs Holz im Bauwesen ausgeweitet wird.
Der gesamte Kohlenstoffeffekt von Wald und Holz beläuft sich auf 127 Millionen Tonnen CO2/Jahr (Quelle: WBAE/WBW 2016) und entspricht damit etwa 14 % bezogen auf die gesamten deutschen CO2-Emissionen. Die enorme Kohlenstoffspeicherfähigkeit der Waldböden ist dabei noch nicht einmal mitgerechnet.
Der Wald kann noch so viel mehr
Wasser
Wald ist Wasserfilter und Wasserspeicher. Ein Hektar Wald filtert und speichert pro Jahr etwa 3.000.000 Liter Wasser. Grundwasser wird im und unter Wald neu gebildet. Der Wald leistet dabei aktiven Schutz vor Überschwemmungen und Bodenerosion. Niederschläge können im Waldboden versickern und fließen nicht oberflächlich ab.
Luftfilter
Der Wald erfüllt mit seiner Vegetation für den Schutz der Atmosphäre und der Atemluft eine lebenswichtige Funktion. So filtert ein Hektar Wald im Mittel pro Jahr ca. 50 Tonnen Staub aus der Luft, entzieht ihr 11 Tonnen des Atemgifts Kohlenstoffdioxid und produziert ca. 30 Tonnen Sauerstoff.
Erholung
Die Bevölkerung liebt den Wald. Der Wald ist Sehnsuchts-, Sport- und Erholungsraum. Die Menschen leben mit dem Wald in ihrer Umgebung, „Ihrem Wald“. Sie besuchen den Wald im Alltag, in Ihrer Freizeit und im Urlaub. Mit dem allgemeinen Betretungsrecht steht auch der Privatwald der Bevölkerung kostenlos zu allen Zeiten zur Verfügung.
Versorgungsleistungen
Der Wald bringt auch umfangreiche Versorgungsleistungen. Neben der Erzeugung des wichtigsten und einzig nachhaltig produzierten und multifunktionalen Rohstoffs Holz mit einem Zuwachs von rund 10 m³ Holz pro Hektar Waldfläche in Deutschland, liefert der Wald, Kräuter, Pilze, Beeren, Wildfleisch, Trinkwasser und vieles, vieles mehr.
Diese Ökosystemleistungen werden durch Politik und Gesellschaft bisher zwar wie selbstverständlich in Anspruch genommen, jedoch nicht in Wert gesetzt und vor allem den Waldbesitzern als Erbringer nicht vergütet. Die Waldbesitzer fordern daher eine gerechte und angemessene Honorierung der Ökosystemleistungen.